Ich bin seit über 20 Jahren Freelancer und eigentlich macht (e) das auch Spaß.
Meine Berufsgruppe zeichnet sich dadurch aus, dass wir wenig „Overhead“ haben und in unseren Themenbereichen flexibel und schnell einsetzbar sind.
In den letzten Wochen und Monaten habe ich begonnen nach neuen Projekten zu suchen und erlebe gerade eine Welt, die für Freelancer absolut lebensfeindlich geworden ist.
Mit diesem Thema beschäftigt sich z.B. auch die Computerwoche (Quelle: computerwoche.de).
Erhalte ich attraktive Angebote, dann meist nur in ANÜ (Arbeitnehmerüberlassung, Quelle: wikipedia).
Das Problem dahinter ist die Rechtsunsicherheit beim Thema Scheinselbständigkeit.
Angenommen ich bekomme ein Projekt über einen langen Zeitraum, exclusiv für einen gut zahlenden Auftraggeber.
Bei einer Sozialprüfung müssen beide Seiten damit rechnen, dass die Tätigkeit als Scheinselbständigkeit eingestuft wird.
Nun mache ich das schon einige Jahre und die Art und Weise, wie ich meine „Unternehmen“ aufgebaut habe, hielt bisher jeder Prüfung stand.
Das akzeptieren die Vermittler und Kunden aber nicht.
Die ANÜ ist jedoch nicht sehr attraktiv.
Entweder steigen die Stundensätze für den Kunden, oder – was wohl eher der Realität entspricht – sie sinken für den Dienstleister.
Hinzu kommt die Pflicht, dann zusätzlich in die staatlichen Kranken- und Rentenkassen einzahlen zu müssen.
Egal, ob man seit 30 Jahren eine eigene, private Altersvorsorge hat oder nicht.
Neben dem geringeren Umsatz entstehen also zusätzliche Kosten.
Nicht zu vergessen ist auch die Weisungsbefugnis des neuen Arbeigebers (in der Regel der Vermittler).
In manchen Verträgen steht dann sinngemäß, dass ich auch für weniger Geld jegliche andere Tätigkeit annehmen muss.
Fahrten zu „Kunden“ sind dann selbstverständlich vom „Arbeitnehmer“ zu bezahlen. Die Fahrzeit ist nicht Teil der Arbeitszeit.
Alle diese Faktoren werden meiner Meinung nach dazu führen, dass es zukünftig immer weniger Freelancer geben wird.
Dabei schneidet sich der Staat in’s eigene Fleisch.
So z.B. geht ihm die komplette Umsatzsteuer (immerhin 19% vom Umsatz) verloren. Da Freeelancer wenig Kosten absetzen können, sind das durchaus nennenswerte Beträge.
Wohin das führt ist klar.
Die vom Staat geförderte „Monopolisierung“ von „richtigen“ Unternehmen, die dann die Freelancer zu sehr viel geringeren Stundensätzen anstellen und für hohe Stundensätze an die Kunden verkaufen.
Ein kleines Zahlenbeispiel dazu?
Bisheriger Umsatz als Freelancer:
3 Tage in der Woche Auslastung, 100 € Stundensatz
= 9.600 € Umsatz im Monat = 115.200 € Umsatz im Jahr
Bruttogehalt als Angestellter = 80.000 € / Jahr
Umsatzgewinn für das Unternehmen, die Aktionäre
35.200 € / Jahr
Bei einer 80%- / 100%-igen Auslastung, die der neue Arbeitgeber natürlich anstreben wird, kämen wir auf einen „Gewinn“ in Höhe von
73.600 € bzw. 112.000 € / Jahr
Das lohnt sich doch, oder?
So macht leider die aktuelle Politik gerade den Teil der deutschen Wirtschaft kaputt, der wesentlich zum Erfolg beigetragen hat.
Denn – Steuern zahlen nur die kleinen und mittelständigen Betriebe.